Gastbeitrag: Warum gibt es so viele Niemande?

29.07.2018 | von: Laura | Kategorie(n): Gedacht

Philipp ist mein Cousin und arbeitet bei der Stadtentwässerung Dresden. Oft erzählt er von kuriosen Dingen, die im Abwasser landen. Ein leider nicht so seltenes Problem: Damenhygieneartikel. Ich hab ihn gebeten doch mal eine Gastbeitrag zu verfassen.


 

Warum gibt es so viele Niemande?

Jeder Mensch nutzt irgendwann in seinem Leben mal eine Notlüge. Das kann auch manchmal für den Einzelnen hilfreich sein, aber irgendwann kommt die Wahrheit dann doch ans Tageslicht.

Für mich spiegelt sich das als Anlagenmechaniker bei der Stadtentwässerung Dresden in meiner täglichen Arbeit wider. Zu dieser Arbeit gehört die Wartung und Instandhaltung von technischen Anlagen. Nehme ich zum Beispiel die Pumpwerke, die sich überall in Städten und Dörfern im Untergrund befinden und das Abwasser zu den Kläranlagen pumpt. Immer wieder passiert es, dass Pumpen ausfallen oder die Pumpwerke Alarm schlagen, da der Füllstand in ihnen trotz laufender Pumpen nicht fällt und eher noch steigt.

Aber woran liegt das? In einer Toilette sollten doch nur Fäkalien, Klopapier und Spülwasser landen. Weit gefehlt. Vielmals verkommt die Toilette zu einer zweiten und bequemen Müllentsorgungseinrichtung. Tampons, Binden, lange Haare, Ohrenstäbchen und selbst Unterwäsche schaffen es durch die Toilette ins Abwassersystem. Leider haben all diese Dinge die Eigenschaft sich nicht im Abwasser aufzulösen. Und spätestens an den Laufrädern der Abwasserpumpen fangen diese Dinge an sich in großen Klumpen um die Laufräder zu wickeln. Das führt dann zu einer Verringerung der Förderleistung und kann bis zum Totalausfall eines Pumpwerkes führen.

Im besten Fall lässt sich so eine Verstopfung durch Entfernen dieser beheben. Im schlimmsten Fall geht eine Abwasserpumpe sogar so kaputt, dass nur noch eine Neuanschaffung in Frage kommt.

Gefühlt werden solche Verstopfungen auch immer häufiger. Oftmals ist es einfach das Unwissen der Menschen, aber auch eine gewisse Ignoranz und Gleichgültigkeit wird an den Tag gelegt. Das Motto „Aus dem Auge, aus dem Sinn“ scheint hier vielmals sehr stark gelebt zu werden.

In den vielen Jahren meiner Tätigkeit habe ich mit vielen Menschen gesprochen und erstaunlicherweise ist die Anzahl derer, die zugeben, dass sie sowas im Klo entsorgen äusserst gering. NIEMAND ist es gewesen. Bisher hat nur eine Frau es mal zugegeben.

Ich möchte ja auch niemanden verurteilen und an den Pranger stellen, aber gern darauf hinweisen, dass all die oben genannten Dinge absolut nichts in der Toilette verloren haben. In jedem Bad befindet sich doch meist ein kleiner Mülleimer, somit sollte es doch auch kein Problem sein, seinen Müll darin zu entsorgen und nicht in der Toilette. Denn die Entsorgung in der Toilette erhöht nur die Abwasserkosten jedes Einzelnen, bringt den Stadtentwässerungen nur Probleme und der Arbeiter, der die Verstopfungen beseitigen muss, findet es auch nicht so angenehm.

 

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