Gastbeitrag: Fair Fashion und Vorurteile

31.08.2018 | von: Laura | Kategorie(n): Gedacht

Der nächste (Gast)Beitrag von Jule. Auch sie beschäftigte sich mit dem Thema Fair Fashion und schrieb ihre Gedanken zum Thema nieder.


„Ich habe mir Schuhe aus Kork gekauft!“ – was meint ihr, wie die erste Reaktion meines Freundes ausfiel, als ich ihm das ganz euphorisch mitteilte? 😀 Ein kurzer Artikel darüber, wie es zu dieser Entscheidung kam und was mich vorher zögern lies.

Ja, auch ich dachte im ersten Moment: Schuhe aus Kork? Gibt es das und wie „öko“ soll das denn aussehen? Nicht falsch verstehen, ich meine das nicht abwertend – nur würde ich meinen Kleidungsstil eher dem Mainstream zuordnen und nicht der alternativen Mode, klischeehaft als „Öko“ oder „Hippie“ betitelt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich schon einiges getan – die Auswahl wird größer und auch das Erscheinungsbild vieler nachhaltig produzierter Schuhe ähnelt ihren Verwandten aus der Mainstream-Mode mittlerweile oft.

Was heißt das eigentlich, „nachhaltige Schuhe“? Der Begriff Nachhaltigkeit hat viele Gesichter: für mich bedeutet es in Bezug auf Schuhe, dass diese aus umweltfreundlichem Material, unter fairen Bedingungen und ohne tierische Bestandteile hergestellt werden. Ich bin nicht sonderlich entscheidungsfreudig und finde gerade bei Neuanschaffungen eigentlich immer etwas, was mich dann doch zögern lässt. Auch vor dem Schuhkauf hatte ich einen Kampf mit mir auszutragen: Willst du wirklich 100 € für Schuhe ausgeben? Willst du echt bei einer Firma kaufen, die auch Lederschuhe vertreibt? Muss es denn wieder eine Online-Bestellung sein oder findest du nicht irgendwo in einem Laden schöne Schuhe? Die Antwort auf die letzte Frage: leider nein – selbst auf dem veganen Sommerfest in Berlin am vergangenen Wochenende bin ich nicht fündig geworden. Zu den anderen beiden Fragen: Geld ist immer so ein Faktor, der mich in solchen Entscheidungen hemmt – manchmal ist das leider den Nachwirkungen meiner jahrelang gelebten „Hauptsache-Billig“-Mentalität geschuldet. Doch mittlerweile sehe ich ein, dass Qualität und faire Arbeitsbedingungen ihren Preis haben. Außerdem hat Nachhaltigkeit auch einen ökonomischen Aspekt. Wenn die Schuhe halten was sie versprechen, nämlich langlebig und robust zu sein, habe ich lange Freude daran und kann den nächsten Schuhkauf herauszögern.

Zur zweiten Frage: rein vegane und nachhaltige Firmen zu unterstützen, gelingt mir nicht immer. Ich habe bei rein veganen Schuhlabels recherchiert, aber bin nicht wirklich fündig geworden. Immerhin produziert das Unternehmen, für das ich mich letztlich entschieden habe, in Europa und ist Teil der Initiative fair-commerce. Mit dem Kauf frage ich vegane und nachhaltige Produkte nach, in der Hoffnung, dass es diesen Bereich künftig ausbaut.

Was lehrt mich die ganze Sache mal wieder? Schuhe kaufen ist anstrengend! 😀 Aber es lehrt mich auch, bestehende Klischees hinterfragen: es ist unzeitgemäß, nachhaltige Schuhe abwertend als „öko“ abzustempeln.

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