Seit ungefähr einem halben Jahr ist gefühlt jeder im Aufräumfieber. Aber es heißt nicht einfach nur noch Aufräumen, man macht das jetzt mit Konzept. Die KonMari-Methode, entwickelt von der Japanerin Marie Kondo, ist der neue Hype der Haushaltsführung. Besonders auf Minimalismusblogs wurde diese Methode schon mehrfach gefeiert und bei Instagram zeigen alle ihre aufgeräumten Schubladen und Schränke.
Zuerst gehört habe ich letzten Herbst von der Methode. Eine gute Freundin von mir ist umgezogen und hat diese Situation als Vorwand zum Ausmisten genutzt. Die Methode ist ziemlich schnell erklärt. Aufgeräumt wird in 5 Kategorien.
- Kleidung
- Bücher
- Dokumente
- Komono (ganzer Rest, Kleinkram)
- Erinnerungsstücke
Der erste Schritt ist Ausmisten. Dabei werden alle Teile einer Kategorie auf einen großen Haufen gelegt und Teil für Teil in die Hand genommen. Genau in diesem Schritt liegt der grundlegende Ansatz dieser Methode. Aussortiert wird nicht nach rationalen Punkten. Ob das Teil bleiben darf oder nicht wird danach entschieden, ob es Freude in einem entfacht. Bringt es keine Freude, dann weg damit. Bevor man die Sachen aussortiert, dankt man ihnen jedoch für die gemeinsame Zeit.
Vor einem halben Jahr habe ich diese Freude-Entfachen-Nummer zunächst für spirituellen Unsinn abgestempelt. Marie Kondo spricht von Energien, begrüßt Häuser, weckt Bücher auf und findet Freude in einem Geschirrtuch. Zugegeben das kann unsinnig wirken. Doch dann, als ich den Januar völlig verschnupft in meinem Bett verbracht habe, hab ich dann doch mal in ihre Netflixserie Aufräumen mit Marie Kondo geschaut. Dort besucht sie verschiedene Haushalte und hilft den Personen beim aufräumen, wahrscheinlich für wahnsinnig viel Gage. Was man alles so aus einem Ordnungstick machen kann…
Doch spätestens bei der zweiten Folge hat es mich dann auch gepackt. Seit fast zwei Jahren versuche ich meinen Besitz zu minimalisieren. Aber dieses befreite Gefühl, von dem man auf den ganzen Achtsamkeits- und Minimalismusblogs liest, hab ich nicht viel gemerkt. Ich bin da einfach zu verkopft rangegangen. Hab mich immer gefragt ob das Sinn ergibt, ob ich das wirklich brauche oder ob ich die kaum genutzten Schuhe nicht einfach trotzdem tragen soll, weil es ja schade drum wäre. Marie Kondo geht da völlig anders ran. Nach ihrer Methode ist es völlig egal ob man 2 oder 200 Bücher, Schuhe, Töpfe oder Kissen hat. Wenn mir ein Teil Freude bringt, dann darf ich es auch behalten und umgekehrt auch: Wenn, mir die kaum genutzten Schuhe einfach keine Freude bereiten, dann darf ich sie auch aussortieren. Ein Minimalismus er durch Freude geprägt ist und nicht auf Zahlen fixiert, wie das zum Beispiel bei der 333 Capsule Wardrobe der Fall ist.
Nach dem Ausmisten werden Dinge, die man behalten möchte dann wieder verräumt. Dabei bekommt jedes Teil seinen eigenen Platz, an den es nach jeder Nutzung auch sofort wieder hingelegt wird. Besonders Kleidung wird dabei in einer besonderen Methode gefaltet und verräumt und zwar stehend in Kisten und Körbe. Das hat den Vorteil, dass man besser den Überblick behalten kann. Ob der Hype nun gerechtfertigt ist oder nicht, aber DAS ist wirklich geiler Scheiß. Ich falte meine Klamotten seit ein paar Wochen nur noch so und habe deutlich mehr Ordnung in meinen Schränken bei minimal mehr Zeitaufwand.
Hier könnt ihr euch das falten und verräumen auch nochmal von der Aufräumexpertin persönlich erklären lassen.
Auch wenn ich meine Kleidung nicht stehend, sondern immer noch in Stapeln lagere, da ich keine Kommode mit Schubladen, sondern mit Schrankfächern, habe und keine Kisten darin. Falls ich aber eines Tages mal aus meiner Studierenden-WG ausziehe, erwachsen werde und eine Wohnung mit Möbeln einrichte, dann würde ich mir auch diesen Wunsch nach einer Schublade mit Kommoden erfüllen und mein jetziges Kastenregal vom beliebten Möbelschweden anderweitig verwenden.
Nach anfänglicher Skepsis bin ich also doch ein Fan geworden. Durch das Umdenken beim Aussortieren, bin ich viel Ballast losgeworden und konnte mich von deutlich mehr Dingen trennen als bei jeder Ausmistaktion vorher. Die aussortierten Teile habe ich natürlich nicht weggeworfen, sondern verschenkt, verkauft und gespendet. Dadurch, dass ich nun keinen sinnlosen Krempel mehr besitze, ist es automatisch deutlich ordentlicher bei mir geworden, obwohl ich nicht mehr Zeit zum aufräumen benötige als vorher, eher weniger.
Also falls ihr dem Hype tatsächlich bis jetzt entkommen seid, schaut euch die Methode mal an. Marie Kondo erfindet natürlich das Haushalts-Rad nicht völlig neu, aber die Tipps sind durchaus sinnvoll.