Am 20. September war ich bei Anna und Felix, den Gründern des Crummen Ecks, zu Besuch. Bei einer gemütlichen Tasse Kaffee beantworteten mir die beiden ein paar Fragen und zeigten mir ihren Laden.

Wie kamt ihr auf die Idee dieses Projekt zu starten?

Anna: Wir wollten beide irgendwie mal was tun, weil uns schon aufgefallen ist, dass einiges schief läuft in der Welt. Mich hat vor allem die Lebensmittelverschwendung gestört, weil ich essen mag (Anna lacht). Dann haben wir einen Film gesehen auf einem Filmfestival über Nicole Klaski in Köln, die das da als Erste aufgebaut hat und waren davon begeistert. Wir waren auch immer mal containern und haben dabei gesehen, wie viele Lebensmittel weggeschmissen werden. Ich hab die Sachen immer meinen Freunden mitgebracht. Aber ich hab gedacht, irgendwie muss es eine zentrale Anlaufstelle geben, wo ich das allen mitbringen kann und zwar bevor es im Müll landet. Dann hab ich mich wieder an Nicole erinnert, die das in Köln gemacht hat und wir haben gedacht, wenn sie das kann, dann können wir das hier in Halle bestimmt auch.

Felix: Dem ist nicht viel zuzufügen. Nicole hat uns dazu inspiriert. Mit dem was sie da gemacht hat. Wir haben sie auch mal besucht und dann haben wir gedacht: Gut, wir probieren das mal aus und starten ein Crowdfunding.

Anna: Am letzten Tag haben wir dann auch alles zusammenbekommen. Die letzten paar Euro.

Felix: Das war sehr spannend. 30 Tage ist das gelaufen. Wir haben 2-3 Wochen vorher angefangen dafür Marketing zu machen. Da hätte man im Nachhinein sagen können, wir hätten auch noch früher anfangen können. Das Spendensammeln war unglaublich anstrengend für mich.

Anna: Es war schwer, weil wir ja quasi um Geld betteln mussten und nicht nur einfach unsere Idee frei erzählen konnten. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass das ganze ja gar nicht stattfindet, wenn man denjenigen nicht überzeugt ein bisschen was zu spenden.

Was genau ist denn Crummes Eck?

Felix: Crummes Eck ist quasi eine runde Sache. Wenn du dir mal vergegenwärtigst was eine krumme Ecke ist, dann wird das bestenfalls rund. Das ist ein Wortspiel und die ganze Geschichte dahinter. In diesem Namen findet man den Gedanken des Kreislaufs und der Nachhaltigkeit wieder. Und das Crumme Eck als Ort ist ein Laden für gerettete Lebensmittel und wir kümmern uns um den Transport und die Kooperation. Unsere Aufgabe ist es, dass dieser Laden existiert und wir pflegen ihn. Jeder kann vorbeikommen und seinen Bedarf decken und das funktioniert alles über einen selbstgewählten Preis. Man gibt was man kann und was man möchte. Oder was es einen Wert ist. Bisher läuft dieses Konzept auch sehr gut.

Anna: Das hätten wir auch nicht gedacht. Wenn ich das in Köln nicht gesehen hätte, hätte ich niemals geglaubt, dass das klappt und sich der Laden durch einen selbstgewählten Preis hält. Ich bin erstaunt, dass es gleich von Anfang an so gut funktioniert. Wir wollen jetzt auch noch ein paar mehr Lebensmittel reinkriegen. Dann wird es hoffentlich noch besser laufen. Es ist wirklich toll, wie die Leute dabei auch mitmachen.

Felix: Es kommen Leute vorbei, die geben 50ct für relativ viel Ware. Es kommen aber auch Leute die nehmen nur eine Gurke und ein paar Tomaten mit und geben sieben oder acht Euro, viel mehr als es im Handel eigentlich kosten würde und unterstützen uns so idealerweise einfach. Deswegen pendelt sich das ein und funktioniert mit allen zusammen.

Macht ihr das jetzt hauptberuflich?

Anna: Nein, wir studieren beide noch. Aber wir haben jetzt zufälligerweise die Semesterferien dafür genutzt dieses Projekt aufzubauen. So langsam bekommen wir auch ein paar helfende Hände und müssen nicht immer alles allein machen. Das passt ganz gut, weil jetzt das Semester wieder startet.

Und was sind eure Studienfächer?

Anna: Ich studiere Erziehungswissenschaften. Das dauert jetzt noch ein- bis eineinhalb Jahre.

Felix: Vom Zeitraum her ist das bei mir ähnlich. Aber ich studiere Ökonomie und Philosophie zusammen. Deswegen interessiert mich die Sache mit dem selbstgewählten Preis auch sehr und was die Leute denken, wenn sie bezahlen.

Was macht ihr in eurer Freizeit? Was sind eure Hobbies?

Felix: Viel zu viele. Ich hab kein so direkt großes Hobby in das meine ganze Energie fließt. Das größte ist wahrscheinlich Basketball. Ich treibe gern Sport, gehe laufen, Yoga, schwimmen. Ich male gern mit Gedanken. Ich schreibe gern. Träume verwirklichen ist eine Leidenschaft von mir. Ein Musikinstrument würde ich gern spielen, kann ich aber nicht. Einfach Kreativität in aller Form.

Anna: Ganz viel Theater spielen. Das ist mein größtes Hobby. Dann noch ein bisschen schwimmen und an den See fahren (Anna lacht). Sich Sachen ausdenken mit anderen Menschen. Kreativ sein mit Freunden.

Was ist eure Motivation nachhaltiger zu leben?

Felix: Früher habe ich nicht so stark auf Nachhaltigkeit geachtet. Dann ist meine Tochter geboren. Die ist jetzt viereinhalb Jahre alt und da haben sich tatsächlich ein paar Synapsen bewegt, in andere Richtungen. Auch durch mein Studium. Auf einmal war das für mich ein Thema. Dann habe ich viele Fakten gecheckt. Viele Dinge sind einfach völlig irre.

Anna: Wenn ich darauf achte, was uns eigentlich alles schönes von der Erde gegeben wird und das es eigentlich auch immer wieder kommt und wir genug davon haben, dass wir alle zusammen und respektvoll leben können. Dann kommen wir Menschen und denken wir sind die größten, obwohl alles schon vor uns da war. Dadurch bringen wir das ganze Gleichgewicht durcheinander. Das ist doch aber dämlich, weil es eigentlich so schön funktionieren könnte.

Ich bedanke mich für das nette Gespräch mit den beiden. Schaut doch mal bei den beiden vorbei und rettet so Lebensmittel.