Gastbeitrag: Welt-Pflanzenmilchtag – was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

22.08.2018 | von: Laura | Kategorie(n): Gedacht

Hier ist schon der zweite Gastbeitrag von Jule. Wir freuen uns über unser wachsendes Team. Der 22. August ist im letztem Jahr zum Welt-Pflanzenmilchtag auserkoren worden. Zu diesem Anlass beleuchtet der heutige Blogartikel das Begriffspaar „Pflanzenmilch und Nachhaltigkeit“ etwas genauer.

Dem Thema Pflanzenmilch kann man sich aus vielen Perspektiven nähern: in Bezug auf die Gesundheit steht sie hoch im Kurs, da sie kaum gesättigte Fettsäuren, wenig Allergene und keine Hormone artfremder Milch enthält. Auch im Tierrechtsdiskurs ist sie ein wertvolles Ersatzprodukt. Konsumenten wählen die pflanzlichen Alternativen also häufig aus ethisch und moralischer Motivation, oder um sich gesünder zu ernähren. Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil, der diese Lebensmittelgruppe interessant macht: ihre Ökobilanz. Hinter diesem Schlagwort steckt nichts anderes als die Auswirkungen eines bestimmten Produktes (oder auch einer Handlung) auf die Umwelt. Pflanzendrinks haben einige ökologische Vorzüge, die drei wichtigsten lest ihr jetzt.

  1. Pflanzenmilch ist ressourceneffizienter.

In der Milchindustrie werden Unmengen an Getreide verfüttert, um die Kühe zu ernähren und großzuziehen. Diese natürlichen Ressourcen – vor allem das Getreide – könnten aber eine direkte Nahrungsmittelquelle für den Menschen darstellen. Der Umweg über das Tier wirkt sich enorm negativ auf die Ökobilanz von Kuhmilch aus. Neben dem hohen Futtermittelverbrauch legen auch der hohe Energie- und Wasserverbrauch in der Milchindustrie nahe, dass sie im Sinne der Nachhaltigkeit besser zu meiden ist. Nicht nur stetig wachsende Weltbevölkerung bedarf in Zukunft einer effizienten Nahrungsmittelproduktion; auch das gegenwärtige Hungerproblem und die Ungleichverteilung von Ressourcen sind Probleme, welche die Nutztierhaltung und die Milchindustrie mit ihrer Ressourcenverschwendung mit verursachen.

  1. Pflanzenmilch hat einen deutlich geringeren Flächenbedarf in der Erzeugung.

Die logische Konsequenz von Punkt 1: Für Pflanzenmilch wird weniger Anbaufläche benötigt und der Platzbedarf für die Tierhaltung fällt ebenfalls weg. Um den Bedarf an Agrargütern erfüllen zu können, nutzt Deutschland sogar mehr als 5 Millionen Hektar Fläche im Ausland, davon schon die Hälfte in Südamerika und wiederum ein Viertel in Brasilien.1 Und was kommt euch in den Sinn, wenn ihr an Brasilien und Landwirtschaft denkt? Richtig, Regenwaldabholzung. Für den Anbau von Soja. An dieser Stelle darf ich ein beliebtes Argument gegen Sojamilch entkräften: Die hat nämlich keinen Anteil an den Geschehnissen in Brasilien, da das Soja meistens aus europäischem Anbau stammt. In jedem Fall ist die Herkunft deutlich auf den Produkten gekennzeichnet und das sorgt für Transparenz. Als Konsument von Tierprodukten weiß man hingegen nicht, ob und wieviel Soja vorher im Tier gelandet ist oder ob gentechnisch veränderte Futtermittel zum Einsatz kamen.

  1. Pflanzenmilch ist umwelt- und klimaschonender.

Die umweltschädlichen Emissionen aus der industriellen Landwirtschaft sind kein Geheimnis, Fleisch- und Milchproduzenten stehen auf der Liste der von Treibhausgasen ganz weit oben. Zu nennen sind hier beispielsweise die schädlichen Stoffe Methan, Lachgas und Ammoniak. Ein kleines Zahlenbeispiel:

Im Jahr 2015 sind 759 Tonnen Ammoniak in die Luft gelangt, 724 Tonnen davon stammen aus der Landwirtschaft – hauptsächlich aus den tierhaltenden Sektoren. Problematisch an Ammoniak: es belastet empfindliche Ökosysteme (z.B. Moore, Gewässer) und bedroht somit die Artenvielfalt. Außerdem hat es negative Einflüsse auf die Atemluft und die Wasserqualität.2

Vielfalt zum Durchprobieren

Jetzt kommen sie endlich, die konkreten Beispiele für pflanzliche Alternativen. Wer wachsam durch Supermärkte oder Bioläden geht, hat sie bestimmt schon entdeckt. Auch manche Cafés bieten sie mittlerweile an: Sojamilch im Kaffee, manchmal Hafer- oder Mandelmilch. Darüber hinaus gibt es noch so viel mehr: Reis, Kokos, Lupine, Dinkel, Mandel, Hanf, Cashew, Haselnuss – habe ich was vergessen?

Aus all den genannten Nüssen, Getreidesorten oder Hülsenfrüchten können Pflanzendrinks hergestellt werden. Greifen wir zu diesen Produkten, anstelle der Kuhmilch, gehen wir den nachhaltigeren Weg, ganz zu schweigen von den gesundheitlichen und ethisch-moralischen Vorzügen. Auch der Geschmack soll nicht unerwähnt bleiben: mit dem Pflanzenmilchsortiment eröffnen sich vielfältige Geschmacksrichtungen, durch die man sich probieren kann. Schon oft habe ich gehört, dass sich die Marken geschmacklich meist unterscheiden, auch wenn sie dieselbe Pflanze als Basis haben – also: probieren geht über studieren .

Niemand ist perfekt – auch Pflanzenmilch nicht

Trotzdem sollten die veganen Milchprodukte nicht per se auf ein Podest gehoben werden und pauschal als umweltschonend gefeiert werden. Mal wieder sind Bewusstsein und kritischer Konsum die Stichworte: Die Produkte unterscheiden sich mitunter in Herkunft, Anbau, Verarbeitung und somit auch in ihrer Ökobilanz. Lange Transportwege, wie beispielsweise bei der Mandel, oder auch Treibhausgase, die beim Reisanbau entstehen, sorgen innerhalb der verschiedenen Sorten für Abstufungen im Nachhaltigkeitsscore. Pflanzendrinks aus heimischen Getreiden wie Dinkel, Hafer oder auch der Süßlupine punkten mit regionalem Anbau. Im Idealfall kommen Pflanzendrinks ohne Gentechnik, Monokulturen oder Pestizide aus. Viele Hersteller bemühen sich um Transparenz und erfüllen bereits Biostandards. Wer keine Lust hat, sich vor dem Kauf mit jeder Firma eingehend zu beschäftigen, kann die Pflanzenmilch sogar einfach selbst zuhause machen Das spart sogar die Verpackung. Hier ein Rezept für die Herstellung von Haselnussmilch

Mein Abschlussplädoyer : auf dem Weg zum grünen Planeten scheint Pflanzenmilch eine gute Partie zu sein. Trotzdem gibt es auch hier Abstufungen in der Nachhaltigkeit der Produkte. Diese Wahl trifft jeder für sich selbst und das hoffentlich ohne sich schlecht zu fühlen, wenn man doch mal wissentlich die „schlechtere“ Pflanzenmilch kauft. Ich finde es wichtig, dass VerbraucherInnen informiert sind und bewusste Kaufentscheidungen treffen können mit dem Wissen um die Konsequenzen. Genauso wichtig finde ich aber auch, sich nicht verrückt zu machen im eigenen Anspruch, alles perfekt machen zu wollen.


1 Studie WWF: „Nahrungsmittelverbrauch und Fußabdrücke des Verbrauchs in Deutschland“, 2015, online verfügbar unter: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Nahrungsmittelverbrauch_und_Fussabduecke_des_Konsums_in_Deutschland.pdf

2 Broschüre Umweltbundesamt „Umwelt und Landwirtschaft 2018“, Stand Februar 2018, online abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umwelt-landwirtschaft-2018

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Kommentar

Sehr interessanter Gastbeitrag, das Themenfeld ‚Pflanzenmilch‘ war mir in dieser Hinsicht noch gar nicht so bewusst. Danke dafür. 🙂

Nur eine Frage bleibt noch: fehlt im Text der Link zum Rezept der Haselnussmilch?

Hey Frank, du hast natürlich recht. In der Eile habe ich vergessen, die Link einzufügen. Das habe ich jetzt behoben. Du findest das Rezept unter: https://www.petazwei.de/haselnussmilch 🙂

Dankeschön. 🙂
Dann werd ich mich mal ausprobieren. Die Zeit ist reif auf Alternativen umzusteigen. 🙂

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